Evang. Kirchengemeinde
Markus-Haigst
Römerstraße 41
70180 Stuttgart
Tel. 0711 / 60 62 59

Die evangelische Markuskirche

Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie Beschreibungen zum Bau der Markuskirche, zur Orgel, zu interessanten Details und zur Geschichte.

Zum 100jährigen Jubiläum der Markuskirche (2008) wurde als Motto ausgewählt: "100 Jahre Markuskirche Stuttgart - Konzertkirche • Mittelpunkt • Baudenkmal". Damit sollte der großen kulturellen Bedeutung Rechenschaft getragen werden, die dieses Gotteshaus von Anfang an hatte und bis heute hat. Im Jubiläumsprospekt (hier als PDF abrufbar) heißt es dazu unter anderem:

Konzertkirche

Von Anfang an war die Markuskirche dank ihrer hervorragenden Akustik auch eine gefragte Konzertkirche. Nicht nur die Stellung der Walcker-Orgel – im Angesicht der Gemeinde – und der mächtige steinerne Orgelprospekt, sondern auch der Typus der deutsch-spätromantischen Orgel machten Konzerte in der Markuskirche überaus interessant.... Die Orgel der Markuskirche hat trotz der zahlreichen Veränderungen nie ihren weichen und grundtönigen Charme eingebüßt, der von ihrer romantischen Herkunft rührt. Gerade zur Interpretation spätromantischer Literatur genießt sie auch heute noch einen hervorragenden Ruf. Namhafte Organisten spielten und spielen regelmäßig auf diesem wunderbaren Instrument.
Die Tradition der Kirchenmusik in der Markuskirche besteht vom Zeitpunkt der Gründung an. Es gab eine wöchentliche Stunde der Kirchenmusik („Motette“ genannt), die großen Oratorien wurden von allen kirchenmusikalischen Vereinigungen in der Markuskirche aufgeführt, allen voran Hans Grischkat, dessen Name für Generationen mit der Kirche untrennbar verbunden ist.
Die Konzertreihe „Musik in Markus“ bietet mit zwölf bis sechzehn Aufführungen im Jahr ein Podium für Musik aller klassischen Stilrichtungen. Unter dem Namen „Südmusik“ veranstalten außerdem Musiker, die in unserem Stadtviertel wohnen und arbeiten, jährlich ein abwechslungsreiches Konzertprogramm.

Mittelpunkt

Mittelpunkt ist sie – natürlich – für die Markusgemeinde, aber auch für viele Menschen, die zwar nicht zur Gemeinde gehören, aber gerne hier sind, wenn die Kirche nachmittags geöffnet ist, wenn wir Feste feiern, wenn es Konzerte oder Vorträge gibt. Der Markuslöwe auf dem Dach unserer Kirche ist darüber hinaus fast so etwas wie ein Symbol für unser Viertel im Stuttgarter Süden. Seit langer Zeit ist die Markuskirche auch Heimat der Gehörlosengemeinde in Stuttgart. Im Mittelpunkt weltweit stand die Markuskirche im Oktober 1945, als auf Grund einer Predigt von Martin Niemöller das Stuttgarter Schuldbekenntnis formuliert wurde. Eine Bronzetafel mit dem vollständigen Text ist in der Kirche angebracht. Die Markuskirche liegt im Schnittpunkt des Lehensviertels und des Heusteigviertels und somit im Mittelpunkt von zwei der städtebaulich interessantesten Stadtvierteln Stuttgarts.

Baudenkmal

Der Baumeister Heinrich Dolmetsch (1846–1908) hat mit seinen letzten Kirchenbauten, vor allem der Stuttgarter Markuskirche, das Ende des Kirchenbaus im neogotischen und neoromanischen Stil eingeläutet. Die Markuskirche stand wegweisend sowohl in stilistischer Hinsicht als auch in Bezug auf die konsequente Anwendung des Eisenbetons am Beginn einer weiteren Entwicklung. Dieses Material gestattet die Überdeckung der größten Räume, ohne dass Seitenschub entsteht und macht die Breite des Raumes, anders als der mittelalterliche Gewölbebau, unabhängig von der Höhe desselben. Ein großer Nachteil des Eisenbetons ist an sich die schlechte Akustik. Um diese zu verbessern, hat Heinrich Dolmetsch einen Korkschrotbelag für Wände und Decken entwickelt, der die Schallwellen bricht und den Nachhall erheblich vermindert und steuerbar macht.
Die Anordnung von Altar, Kanzel, Taufstein und Orgel wurde im 19. Jahrhundert immer wieder intensiv diskutiert. Dolmetsch hat diese 'Prinzipalstücke' gleichberechtigt in einer Linie vor dem Chorbogen angeordnet, und darüber hinaus die Orgel mit der Sängertribüne im Angesicht der Gemeinde an die Rückwand des Chores gestellt. Die Kanzel ist mit Reliefintarsien nach einem Entwurf von Rudolf Yelin d. Ä. gestaltet. Kanzelkorb und Rückwand sind doppelwandig und fungieren als Resonanzkörper. Der Schalldeckel und die Brüstung bündeln die Schallwellen genau in die gewünschte Richtung, somit wirkt die gesamte Kanzel wie ein Musikinstrument. Antependium, Altarbehänge, Taufnische und Altargerät sind kunsthandwerklich von besonderer Bedeutung, ebenso wie die eindrucksvolle Ausstattung der Kirche mit Jugendstilelementen. ..

Die Markuskirche ist ein Bauwerk, das stilistisch und liturgisch zu den führenden Beispielen seiner Zeit im Lande zählt, und darüber hinaus auf Grund seiner frühen Eisenbetonkonstruktion sogar europaweite Bedeutung besitzt.

Zur Vertiefung:

2007 ist im Deutschen Kunstverlag erschienen:

Ellen Pietrus, Die Markuskirche in Stuttgart

100 Seiten, durchgehend farbig illustriert. Deutscher Kunstverlag GmbH München Berlin ISBN 978-3-422-02035-1.  Über den Buchhandel und über das Gemeindebüro der Markusgemeinde erhältlich.